Mein Vater hatte Geburtstag. Da der alte Seebär 75 wurde, haben wir uns überlegt, ihn auf eine Bootstour mitzunehmen. Unsere eigene Nussschale hat wenig Komfort an Bord und ist daher für einen älteren Herren und eine längere Tour ungeeignet…
Ein Kollege besitzt ein größeres Boot, das in der Weser liegt.
Nach etwas Bearbeitung durch den Ehemann und gutem Zureden wollte dieser Freund wohl einen Ausflug mit uns machen 🙂
Der Plan war: mein Vater übernimmt irgendwann das Steuer, die beiden jüngeren Männer können etwas Bier vernichten (damit es nicht in die Hände von Jugendlichen fällt) und ich fahre die Herren dann (natürlich) nach dem Turn wieder sauber nach Hause.

Wetter wurde vorher geprüft (alle drei Männer erfahrene Seeleute) und mit „geht schon“ bewertet.

Leute, mir schaukelt heute noch leicht!

„Hier noch nette Grüsse vom zweiten Offizier an Bord, der auch noch Seebeine hat! “

Los ging es gegen 10:00 Uhr im Sportboot-Hafen von Berne (Juliusplate). Es war leicht windig, die Wolken hingen tief, aber es regnete nicht.

Wir schipperten die Weser hoch Richtung Bremerhaven. Wir sahen den U-Boot-Bunker Valentin von Weitem und wenige Schiffe fuhren mit uns.

Vorbei ging es an Brake und der Insel Harriersand.
Wir fuhren mit Motor. Das Boot hat aber auch einen Mast und Segel.
Ab Bremerhaven wurde das Wasser zusehends unruhiger…
Da wir mit ablaufendem Wasser die Weser runter gefahren sind, war der Plan, in Bremerhaven zu drehen und mit auflaufendem Wasser wieder zurück zu fahren.

Bremerhaven vom Wasser

Leider machte uns ein auffrischender Wind einen Strich durch die Rechnung.
Der Bootsbesitzer selber musste die ganze Rückfahrt übernehmen, da das Wasser so kabbelig war, dass wir mit dem Boot von einem Wellental ins nächste rollten.
Ein Auf und Ab, dass mich bis heute noch schaukelt 🙂
Zum Glück hatten wir ausser Bier auch noch Matjes-Brötchen und diverse andere Leckereien  dabei.
Der Kapitän kredenzte zwischendurch immer wieder Kaffee.

Es gab für eine Landratte wie mich viel zu sehen! Zum Glück hatte ich eine adrette Mütze eingepackt und genügend Jacken, die ich im Zwiebel-Prinzip übereinander anziehen konnte (absolut kein Wetter für August!).

Dem Geburtstagskind hat die Fahrt wohl trotzdem gefallen. Hinter jeder Biegung des Flusses lauerte eine spannende Geschichte oder Information aus den letzten 60 Jahren deutscher Geschichte.
Die lässige Geste, mit der der alte Seebär seinen Müll einfach über Bord warf, lässt darauf schließen, das er uns (noch) nicht alle Geheimnisse seine Seereisen erzählt hat.

Obschon ich mir sicher war, dass ich sämtliche Geschichten meines Vaters bereits (mehrfach) gehört hatte, wurde er nicht müde, den beiden Männern an Bord weitaus mehr Details zu berichten.

Als wir gegen 19:00 Uhr fast unseren Heimathafen erreichten, kam das Unverhoffte: ich sah am Weserstrand einen Seehund!
Leider hatte ich meine  Kamera schon verstaut…

Es war trotz der widrigen Wetterumstände ein toller Tag!
Vielen Dank Mark 🙂

 

 

 

One Reply to “Wind, Wellen, Wasser von oben”

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