Fr.. Jan. 31st, 2025

Wie weit

VonHasi

Jan. 31, 2025

… geht mein Einsatz für meinen Arbeitgeber?

Ich arbeite 36 Jahre im öffentlichen Dienst. Immer hatte ich Arbeitsbereiche, in denen ich mit Menschen zu tun hatte. Also nicht nur eine Akte von links nach rechts schieben, oder Zahlenkolonnen entwirren, nein, der Bürger selbst durfte mich kontaktieren: telefonisch, persönlich, per Brief, per Mail.

Dass ich mir seit 36 Jahren blöde Sprüche anhören muss (trinkst ja nur Kaffee, ausgeschlafen von der Arbeit nach Hause kommen, unsere Steuern verpulvern usw), daran habe ich mich gewöhnt. Kann da auch kontern oder eben drüber weg hören.

Aber dass ich auf Grund einer rechtlich richtigen Entscheidung vom Bürger angeschrien werde, beschimpft werde und bedroht, daran werde ich mich nie gewöhnen.

Und in der Regel sind es Männer, die mich so angehen.

Zugegeben, seit ich nicht mehr im sozialen Bereich arbeite, haben diese Anfeindungen rapide abgenommen. Aber wenn es jetzt auch noch passiert, habe ich lange daran zu arbeiten, dass es mir wieder gut geht.

Nach solchen Anfeindungen rast mein Herz, meine Gedanken springen tagelang zurück zu dieser Konfrontation. Ich gehe immer wieder gedanklich durch, an welcher Stelle ICH den Fehler in der Kommunikation gemacht habe.

Ich habe Schulungen besucht zum Thema Gesprächsführung, Kompetentes Auftreten, „schwierige Kunden, schwierige Gespräche“ und so weiter. Und ich habe Techniken erlernt, mit denen man sein Gegenüber „runter bringen“ kann. Und dennoch gehen solche Gespräche (immer noch) nicht spurlos an mir vorbei.

Wie schützt mein Arbeitgeber mich? Gefühlt gar nicht.
Aber er bietet eben Seminare zu dem Thema an…

Da ich älter und weiser werde, kann ich mir jetzt ganz gut selber helfen.

Ich persönlich bin auch so manches mal sauer, wenn ich Bescheide erhalte oder Rechnungen oder oder. Aber ich kann mit Recht sagen: ich habe NIE irgendwo angerufen und den Mitarbeiter, die Mitarbeiterin, Arzthelferin, Kindererzieherin oder sonst wen persönlich angegangen. Einmal, da war der Sachbearbeiter aber auch wirklich unfähig und das ist jetzt auch 30 Jahre her, bin ich laut geworden, aber nicht beleidigend 😉

Ansonsten gehe ich zur Zeit sehr weit für meinen Arbeitgeber. Ich laufe durch Gräben, Gebüsche, kilometerweit an Gewässern entlang. Das Wetter ist dabei egal, muss ja gemacht werden. Ich stehe mit Feuerwehr oder Polizei stundenlang an einer Unfallstelle um Umweltschäden abzuwenden.
Alles kein Problem, mir ist kalt, ich werde nass, das macht mir nichts.

Aber bitte, schreit mich nicht an!

Von Hasi

Zahlen sind Schall und Rauch... aber ich will nicht unerwähnt lassen, dass wir eine kleine Familie sind und im Norden Deutschlands wohnen. Meine Lieblingsbeschäftigung ist fernsehen und faul auf dem Sofa abhängen. Da das aber nicht ständig geht, haben wir jetzt ein Segelboot. Dadurch kommen andere Sachen, wie Garten und Deko- Handwerken zur Zeit zu kurz... Ich liebe Krimis (als Film oder Buch) und fotografiere gerne.

Ein Gedanke zu „Wie weit“
  1. Der mangelnde Respekt, anderen Menschen gegenüber, schwappt gefühlt aus dem Netz noch mehr ins reale Leben rüber. Wir mussten auf der Arbeite, in einem Kundenzenter, letztes Jahr sogar ein Alarmsystem für die Mitarbeiter:innen installieren. Darüber können sie sich Hilfe rufen, wenn wieder ein Kunde eskaliert. Das ist eine sehr traurige Entwicklung.

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